Besteht in einem Gebäude Gefahr für Leib und Leben, weil es zum Beispiel brennt oder giftige Gase austreten, sollten dort Anwesende den optimalen Fluchtweg kennen - sonst drohen Panik und Chaos. Doch vorher stellen sich wichtige Fragen: Welche Wege sind geeignet? Wo sollen sich die Betroffenen sammeln? Welche Zugänge sollten für Rettungskräfte frei bleiben? All dies ist entsprechend den geltenden Bestimmungen zunächst zu klären, bevor ein Flucht- und Rettungsplan erstellt werden kann.
Ein Flucht- und Rettungsplan bildet die Fluchtmöglichkeiten und Sammelpunkte in einem Gebäude ab, die Personen bei einer Havarie oder in einem anderen Notfall aus dem Gebäude führen und den Hilfskräften den Zugriff ermöglichen. Umso wichtiger ist es, dass dieser Flucht- und Rettungsplan nicht nur gut durchdacht, sondern vor allem übersichtlich gezeichnet und verständlich ist. Die Vorschriften bleiben hier recht vage. So werden nach § 4 Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) sowie nach der Arbeitsstättenrichtlinie ASR A 2.3 zum Beispiel Unternehmen aufgefordert, einen Flucht- und Rettungsplan aufzustellen, sollten
dies notwendig machen. Das klingt zunächst sehr allgemein, einige Beispiele sollen deshalb Aufschluss bringen.
Die relevanten Punkte eines solchen Planes sind einerseits die Notausgänge, andererseits aber auch die Standorte der Erste-Hilfe-Einrichtung und Brandbekämpfung. Um effektiv zu helfen, muss der Flucht- und Rettungsplan vor allem aktuell, gut lesbar und von ausreichender Größe sein. Die zu verwendenden Farben und Zeichen sind vorgeschrieben, hier gilt die DIN ISO 23601, die auch die Größe, den Maßstab und die Art der Legende regelt. Darüber hinaus ist auch vorgeschrieben, wie der Standort für den Flucht- und Rettungsplan ausgewählt werden sollte. Wird grundsätzlich das Format A3 empfohlen, können in Einzelfälle auch kleinere Ausfertigungen verwendet werden, beispielsweise in Schulen oder Hotels. Auch wenn die normale Beleuchtung ausfällt, müssen diese Pläne Orientierung geben - entweder durch Hinterleuchtung oder durch Verwendung von Farbe, die lange nachleuchtet.
Damit auch ortsunkundige Personen den Flucht- und Rettungsplan verstehen, sollte er grafische Darstellungen enthalten:
Sollte nur ein Gebäudeteil abgebildet werden können, ist eine Übersicht des gesamten Komplexes notwendig, die die Einordnung des relevanten Teils ermöglicht. Der Flucht- und Rettungsplan muss einen weißen Hintergrund haben.
Der Flucht- und Rettungsplan muss verdeutlichen, welche Wege vom Arbeitsplatz oder dem betreffenden Standort aus zu einem sicheren Bereich oder ins Freie führen. Diese Wege sind flächig grün auszuführen.
Die Standorte dieser Einrichtungen sind zu kennzeichnen und gehören ebenfalls in den Flucht- und Rettungsplan. Hier kommen die Sicherheitszeichen der ISO 7010 zur Anwendung, die in Sicherheitsfarben umgesetzt werden.
Betroffene sollten sich an sicheren Standorten versammeln, sodass deren Vollzähligkeit überprüft werden kann und Hilfskräften der Einsatz erleichtert wird.
Um dem Betrachter die Einordnung seines aktuellen Standortes auf dem Flucht- und Rettungsplan zu ermöglichen, ist dieser Standpunkt klar zu kennzeichnen - und zwar in Blau.
Über die grafischen Darstellungen und die entsprechende Legende hinaus können die Pläne auch Verhaltensanweisungen für den Fall eines Brandes oder einer anderen Havarie enthalten und den Weg zu einem sichern Ort weisen. Wichtig ist, dass alle Anweisungen kurz, klar und eindeutig formuliert und in ausreichender Größe umgesetzt werden. Sie sollten auf die jeweiligen Gegebenheiten angepasst sein, um eine möglichst große Wirkung zu entfalten. Außerdem sollte die Aktualität regelmäßig geprüft werden, denn Änderungen im Gebäude oder im Sicherheitskonzept müssen unverzüglich eingearbeitet werden.
Wie viele Flucht- und Rettungspläne in einer Arbeitsstätte anzubringen sind, hängt immer von den konkreten Voraussetzungen ab. Geeignet sind in jedem Fall zentrale und frequentierte Bereiche, wie zum Beispiel an Aufzügen, im Eingangsbereich, an Zugängen zu Treppenhäusern, in Pausen- und Gemeinschaftsräumen oder an Kreuzungen von Wegen. Dort sollte die Beleuchtung gesichert sein, im Bedarfsfall muss eine Sicherheitsbeleuchtung installiert werden, die auch bei Ausfall des allgemeinen Beleuchtungssystems funktioniert. Alternativ kann nachleuchtendes Material genutzt werden. Es erfordert also einiges an Sachkenntnissen - sowohl bei der Entwicklung eines stringenten Flucht- und Rettungsplans als auch bei der grafischen Umsetzung.